Interventionsarme Geburt im Krankenhaus? Meine Erfahrungen
- Jessica Weiß
- 21. März
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März

Noch bevor ich schwanger war, war mir klar: Im Krankenhaus würde ich nicht gebären wollen. Ich wusste: Störungen waren hier vorprogrammiert. Das war nicht mein Wohlfühlort. Hier könnte ich mich nicht fallen lassen. Hier befürchtete ich Interventionen, wenn nicht eine Interventionseskapade. Also plante ich sofort nach dem positiven Test eine Hausgeburt und bereitete mich schon während der Schwangerschaft gezielt darauf vor. Doch wenige Tage vor ET kam der große Schlag ins Gesicht: Ich durfte keine Hausgeburt haben. Meine Blutwerte spielten nicht mit. Ich ließ mir wieder und wieder Blut abnehmen, in der Hoffnung, die Werte noch irgendwie "verbessern" zu können, doch schließlich stand fest: Ich kam nicht drum herum. Ich glaube, wäre es nach mir gegangen, hätte ich eher eine Alleingeburt geplant als eine Klinikgeburt....aber man hat ja auch noch ein Umfeld...
Also entschieden wir uns einfach fürs nächstgelegene Krankenhaus.
Meine Geburt dauerte 32 Stunden. Den erste Teil davon verbrachte ich am Badesee (Es war traumhaftes Wetter an dem Tag und wir hatten das sowieso geplant) und einen Großteil davon dann zu Hause. Meine Hebamme kam zwei mal und kontrollierte meinen Muttermund (würde ich heute auch nicht mehr machen), um zu sagen, wann wir ins Krankenhaus losfahren sollten. Ich wollte dort so wenig wie möglich Zeit verbringen. Zu Hause kam ich sehr gut mit den Wehen zurecht. Doch die Fahrt war der Horror. Stehen geht natürlich nicht in einem normalen Auto....Sitzen und Liegen war GAR NICHTS für mich! Die Fahrt brachte mich komplett aus meinem Flow.
Dann parken, durchs Krankenhaus navigiert werden (kleine Maskendiskussion am Rande....ja Coronazeit war verrückt), Papierkram, CTG (das blöde Ding fiel ständig ab, weil ich hin und her laufen wollte). Bis ich also wirklich angekommen war, war alles, was ich an Entspannung und Atemtechnik etabliert hatte komplett für die Tonne. So kam es dann auch dass ich Schmerzmittel bekam. Diese halfen mir dann die Geburt wieder in den Griff zu kriegen (dauerte aber über eine Stunde!) Und dann hatte ich unglaubliches Glück:
Es musste bei einer anderen Frau eine Not-OP stattfinden und es gab nur noch eine einzige Hebamme für 4 Kreißsäle. Klingt schlecht, war aber das Beste, was mir passieren konnte. Denn nun war ich fast ausschließlich mit meinem Mann alleine. Er machte meine Hypnosen und Entspannungsmusik an und ich fand endlich in Trance. Und genau in diesem Zustand durfte ich auch mein Kind gebären. Nur wir drei (Papa, Mama, Baby) und ganz in Ruhe, in unserem Tempo. Im Nachhinein erzählte mir mein Mann, dass die Hebamme irgendwann zwischendurch im Raum war und sagte, es wäre noch nicht weit genug. Sie könnte noch nicht mitziehen. "Warum nur sollte man so etwas tun?", fragte ich mich im Nachhinein. Zum Glück waren wir unter uns.
Also ja: Man kann schon störungsarm im Krankenhaus gebären. Man braucht aber auch ein bisschen Glück dazu. Und natürlich auch das Selbstbewusstsein und das Vertrauen in sich selbst und sein Baby!
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