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Eine schöne Geburt im Krankenhaus? Wie es dazu kam:

  • Autorenbild: Jessica Weiß
    Jessica Weiß
  • 21. Dez. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Schon vor meiner Schwangerschaft hatte ich einiges an Dokus zum Thema Geburten (und vor allem zum Thema missglückte Geburten) in Krankenhäusern gesehen. Sobald ich schwanger war, war für mich daher klar: Ich möchte keinesfalls in einem Krankenhaus gebären. Alle Probleme, aller Stress und Druck, alle Interventionen verband ich mit der Krankenhausgeburt und das galt es für mich zu verhindern. Daher machte ich mich sofort auf die Suche nach einer Hausgeburtshebamme. Die war gar nicht so leicht zu finden. Doch da ich direkt mit dem positiven Schwangerschaftstest in der Hand begann herumzutelefonieren und auch weitere Fahrtstrecken für die Treffen und Untersuchungen in Kauf nahm, wurde ich fündig. Die gesamte Schwangerschaft über stellte ich mich nun darauf ein. Für eine Hausgeburt muss am Ende dann auch einiges vorbereitet werden. Schließlich stellte ich eine gesamte Kiste für den Tag der Geburt zusammen, die dann im Keller auf ihren Einsatz wartete. Doch Wochen vor der Geburt wurden meine Blutwerte immer schlechter und schlechter. Das Problem: Eine Blutgerinnungsstörung. Und wenige Tage vor dem errechneten Termin teilte mir die Hebamme dann endgültig mit, dass eine Hausgeburt unter diesen Umständen keine Option mehr ist. Und da war ich nun: Mit meinen schlimmen Vorstellungen von der Krankenhausgeburt und der geplatzten Hausgeburt. Wäre es nur nach mir alleine gegangen, hätte ich das Kind lieber ganz alleine zu Hause auf die Welt gebracht, als ins Krankenhaus zu gehen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mich dort wohlzufühlen. Doch mein Umfeld bequatschte mich natürlich (und ja, das kostete einige Stunden!) und so einigte ich mich schließlich mit der Hebamme darauf, dass sie während der Wehen zu mir nach Hause kommen würde und mich dann möglichst spät ins Krankenhaus schicken würde. Meine Wehen begannen dann an einem Sonntag Vormittag und gingen ganz gemächlich los. Wir verbrachten den Tag noch entspannt mit der Familie am See, bestellten abends essen und schauten einen Film. Zwischendurch hatte ich Wehen in Abständen von zunächst 8, später 5 Minuten. So ging das dann auch die ganze Nacht. Am nächsten Tag wurden die Abstände etwas kürzer und es ging Richtung 4 Minuten. Die Hebamme kam zum ersten Mal und stellte fest, dass der Muttermund zwar schon etwas geöffnet war, wir aber noch nicht wirklich ins Krankenhaus müssten. Einige Stunden später waren die Abstände dann deutlich kürzer und bewegten sich zwischen 2 Minuten und einer Minute. Bei ihrem zweiten Besuch begann die Hebamme dann doch etwas zu „drängen“ und wir begaben uns auf den Weg. Bislang kam ich mit den Wehen wirklich gut zurecht. Ich veratmete sie im Stehen und hielt mich dabei i.d.R an der Couch, an meinem Partner oder an einer Wand fest. Doch die Autofahrt war wirklich schlimm. Denn plötzlich funktionierte die gewohnte Position nicht mehr. Zehn Minuten fahrt (die durch erhöhtes Verkehrsaufkommen dann zu 15 Minuten wurden) fühlten sich an wie eine Stunde. Dann die Parkplatzsuche, Aufnahme im Krankenhaus (inklusive Diskussion über das Tragen von Masken….ja…das war noch die Corona-Zeit) und Papierkram zum Unterschreiben. Ich war raus aus meinem Rhythmus. Ich würde schlecht atmen, hieß es. Die Herztöne des Kindes wären dadurch nicht ideal, hieß es. Es dauerte insgesamt fast eine Stunde, bis ich mich im Krankenhaus wieder „eingrouvte“. Und dann hatte ich wirklich großes Glück, denn es geschah das, wovor viele andere Gebärende wirklich Angst haben: Es gab Personalmangel aufgrund einer Not-OP. Eine Hebamme für vier aktive Kreissäle. Das heißt: Wir waren sehr viel alleine. Und das war super für mich. Wir entschieden uns gegen das Dauer-CTG, weil das sowieso ständig durch meine Bewegungen gestört wurde. Wir waren viel alleine und ich hörte meine Hypno-Birthing-CDs. Die Wehen waren intensiv und ich war laut. Aber ich war auch in einer Parallelwelt. Ich war nicht mehr voll da. Als mein kleiner Schatz dann beschloss auf die Welt zu kommen, war kein medizinisches Personal im Raum. Ich hielt mich an meinem Mann fest und hörte nur auf meine Körper. Und der machte alles was nötig war. Der Kopf meines Schatzes wurde immer wieder ein Stückchen herausgeschoben und zog sich danach wieder ein Stück zurück. Mehrere Male, vielleicht drei oder vier Mal passierte das und dann gebar ich ihn, ohne jegliches künstliche oder angeleitete Pressen und ohne Geburtsverletzungen. Ich hatte es geschafft. Ich hatte eine selbstbestimmte, ruhige und natürliche Geburt im Krankenhaus erlebt. Ich war überglücklich!

Tja…und was sagt das jetzt über Geburten im Krankenhaus? Es bedeutet: Es gibt Spielräume. Es gibt Spielräume Maßnahmen (wie das Dauer-CTG) abzulehnen und man kann es schaffen, auch im Krankenhaus Ruhe zu finden. Doch wie es gelaufen wäre, wenn man mich intensiver betreut hätte, das kann ich nicht sagen. Mein Mann erzählte mir im Nachhinein, die Hebamme hätte einmal „nachgeschaut“ und dann gesagt „Da kann man jetzt noch nicht mitziehen oder mitdrücken“. Das hatte ich gar nicht mitbekommen und die Aussage finde ich auch eine absolute Frechheit. Es gab keinerlei Notwendigkeit zum Ziehen oder Drücken und ich bin sehr dankbar dafür, dass mein Kind genau in seinem Tempo auf die Welt kommen durfte und nicht „rausgezogen“ wurde. Außerdem bin ich mir sicher, dass ich durch diesen Umstand auch ohne Geburtsverletzungen davongekommen bin.

Also: An alle, die sich solch eine Geburt ebenfalls wünschen: Trainiert mit eurem Mann das Nein-Sagen (Er ist euer Anwalt ;)) und schickt die Hebammen zum Kaffee trinken, während ihr eure Hypnosen durchführt ;)

  

 





 
 
 

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