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Direkt nach dem Mutterschutz Vollzeit arbeiten? Wie es machbar ist und welche Konsequenzen es hat:

  • Autorenbild: Jessica Weiß
    Jessica Weiß
  • 22. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Mit dem Kinderkriegen endet in den meisten Familien die Gleichberechtigung und oftmals geraten die Paare (ob gewollt oder ungewollt) in eine traditionelle Aufgabenverteilung. Frauen übernehmen in aller Regel den größten Teil der Elternzeit. Gerade einmal 48%, also weniger als die Hälfte der Frauen kehren in ihren alten Beruf zurück. 75% der Frauen arbeiten auch Jahre später in Teilzeit, aber gerade einmal 17% der Männer. Das hat natürlich Konsequenzen. Nicht finanzieller Natur, sondern auch für den Anteil der jeweiligen Personen an Hausarbeit, Kindererziehung und sonstiger Care-Arbeit. Meist managen die Frauen alles rund um die Kinder und die Männer assistieren und helfen mal aus, wenn es ihre zeitlichen Möglichkeiten zulassen.

Diese Konsequenzen wollte ich für mich und meine Familie nicht haben, und ich glaube, mein Mann eigentlich auch nicht. Daher haben wir uns für ein weniger klassisches Modell entschieden: Ich bin direkt nach dem Mutterschutz wieder mit Vollzeit eingestiegen. Mein Mann war in Elternzeit, später habe ich dann auch noch mal Elternzeit genommen. Ich will es nicht schönreden, auch das hat Konsequenzen. Positive und weniger positive.

Da es der eher ungewöhnliche Weg ist, möchte ich hier davon berichten und dies auch einfach mal als Option offenbaren, für alle, die sich noch nicht ganz sicher sind, wie es nach der Geburt des Kindes familiär laufen soll oder die mit dem Gedanken spielen, direkt wieder in Vollzeit zu arbeiten.

Zunächst einmal zu den wirklich positiven Aspekten: Unsere Kinder waren nicht auf ein Elternteil festgelegt. Häufig können Kinder ja dann irgendwann gar nicht mehr ohne Mama und die Väter zucken irgendwann nur noch mit den Achseln und übernehmen umso weniger Care-Arbeit, weil es von den Kindern schließlich auch nicht erwünscht ist. Mein Mann hat auf diese Weise die Gelegenheit gehabt, einen richtig guten Bezug zu unseren Kids aufzubauen und selbstständig all das zu tun, was Eltern nun mal tun: Windeln wechseln, Kinder füttern, trösten, sie sinnvoll beschäftigen, Tasche mit allem nötigen richten, und, und, und. Während ich das schreibe, kommt es mir fast ein bisschen lächerlich vor. Sollte das nicht absolut selbstverständlich sein? Eigentlich schon. Aber ein vergleichender Blick auf unser Umfeld zeigt: Nahezu kein Vater übernimmt wirklich so viel Verantwortung! Wenn einem Aufgaben nicht zugetraut und zugetragen werden, dann übernimmt man sie eben oftmals gar nicht. Und irgendwann haben sich die Aufgaben dann so fest verteilt, dass nichts mehr geht.

Positiv ist auch: Den Kindern wird somit Gleichberechtigung nicht nur als theoretisches Konstrukt erklärt, sondern wirklich vorgelebt. Es wird für sie zur Selbstverständlichkeit! Und auch dem Umfeld setzt man ein Beispiel: So kann es auch funktionieren.

Doch klar: Dieses Modell hat auch negative Konsequenzen. Die größte war definitiv der Einfluss auf die Stillzeit. Ich habe zu Beginn gestillt und dann nach und nach mehr abgepumpt. Da mein Beruf teilweise im Homeoffice stattfinden kann, hatte ich den Luxus, dass ich auch immer mal Stillpausen einlegen konnte. Dennoch ist das Stillen dann oftmals keine wirklich entspannte Angelegenheit. Zeit ist ein kostbares Gut und meistens hat man zu wenig davon. Und Stress ist definitiv nicht förderlich beim Stillen. Wer also so früh wieder so viel arbeiten will, muss damit rechnen, dass es beim Stillen Probleme geben könnte und das Kind auch zunehmend zum Flaschenkind werden wird. Doch auch das hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Denn ein Baby mit Fläschchen muss eben auch nicht permanent bei der Mutter sein. Die Mutter kann sich also auch mal richtige Auszeiten nehmen: Ins Kino gehen, Freunde treffen, Tanzen gehen, … Ja, das geht bei Vollstillerinnen eigentlich nicht.

Ein weiterer negativer Aspekt ist auch das schlechte Gewissen. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich habe es ständig. Entweder hat man ein schlechtes Gewissen gegenüber den Kindern, wenn es mal wieder eine Woche ist, in der man außer Arbeiten, Einkaufen und organisatorischen Dingen fast nichts gemacht hat und die Kinder nur so „mitgelaufen“ sind. Oder es ist das schlechte Gewissen gegenüber dem Geschäft, wenn man mal mehr Zeit in die Familie und weniger Zeit in die Arbeit gesteckt hat. Man will viel leisten für seine Kinder und seine Familie, aber es wird auch erwartet. Wenn irgendetwas nicht läuft, fällt es sehr oft dann doch auf die Mutter zurück. Regelmäßig muss man sein Umfeld (gerade die Elterngeneration mit den noch veralteteren Rollenbildern) zurückpfeifen und daran erinnern, dass Haushalt und Kinder in dieser Familie eben nicht die Hauptaufgabe der Frau sind. Auch das kann anstrengend sein.

Letztendlich kann zum Glück jede Familie selbst entscheiden, wie sie es handhaben möchte. Doch zumindest sollte die Frage wer wie wann und wieviel arbeitet diskutiert werden und nicht automatisch davon ausgegangen werden, die Frau würde schon zu Hause bleiben und die Care-Arbeit übernehmen.



 
 
 

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